Pomakenregion - Thrakien

Wenn man von Xanthi oder Stavropoulos nach Norden fährt, hinauf in die Kette der Rhodopen, deren Kamm die Grenze zwischen Griechenland und Bulgarien bildet, hat man schon das Gefühl, in ein anderes Land gekommen zu sein, bevor der letzte Feldweg endet.
Der Kaffee im Kafeineon kostet plötzlich nur noch die Hälfte des üblichen Standards, die Satellitenschüsseln richten sich nach Istanbul, die Müllabfuhr des Bezirks scheint nur selten durchzukommen, und überall warnen einen noch orangefarbene Schilder … die seit 1996 gar nicht mehr gelten:
Militärischer Sperrbezirk … bis 1995 durfte niemand ohne offizielle Erlaubnis das Pomakengebiet verlassen oder betreten. Weiter als 30 km durfte sich ein Pomake nicht von seinem Wohnort entfernen … (so kam man nicht einmal in die Provinzhauptstadt!)
Man ist im Land einer anerkannt ethnischen Minderheit, dem Land der Pomaken. In Griechenland leben etwa 30.000, in Bulgarien etwa 250.000. Die Pomaken werden in Griechenland jedoch offiziell als “Griechen muslimischer Religion” angesehen. Ihre Sprache ist dem Bulgarischen sehr ähnlich. Aber in den Schulen wird Türkisch unterrichtet, und Griechisch nebenher. Von den Türken werden die Pomaken für “Türken griechischer Nation” gehalten. Aber die Pomaken sind höchstwahrscheinlich Slawen. Slawen, die irgendwann von der christlichen auf die muslimisch-sunnitische Religion gewechselt sind. Aber es gibt kaum historische Dokumente über die Herkunft der Pomaken, und wenn, dann sind sie umstritten …
Erst seit den Balkankriegen 1912/1913 gehört Thrakien zu Griechenland. Vorher waren die Griechen in diesem Gebiet auch nur eine Minderheit. Nach dem Vertrag von Lausanne von 1922 (nach dem griechisch-türkischen Krieg) gab es einen “Bevölkerungsaustausch”, wie alle anderen Muslime mußten die Pomaken Griechisch-Makedonien verlassen. Nur in den Bergen Thrakiens bestanden die pomakischen Dörfer weiter. Aber ständig mußten die Pomaken herhalten, wenn den in der Türkei verbliebenen Griechen Schwierigkeiten gemacht wurden.
Jedenfalls hat sich auf beiden Seiten der schwer zugänglichen griechisch-bulgarischen Grenze die pomakische Identität und die Sprache erhalten. Nach dem Ende der Reiseverbote leeren sich die verarmten und zurückgebliebenen Dörfer jedoch. Die jungen Leute ziehen in die Stadt, oder gleich in die Türkei. Mittlerweile erscheint sogar in Xanthi eine pomakische Zeitung. Da es keine pomakische Schrift gibt, wird das griechische Alphabet benutzt.

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